- Die vermögensverwaltende GmbH (vv GmbH) ist eine spezielle Form der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Sie dient primär dazu, Privatvermögen in einen Unternehmenskontext zu überführen, damit Haftungsrisiken zu minimieren und steuerliche Vorteile zu generieren. Auch für die langfristige Übertragung von Vermögen an Kindern oder Enkelkinder ist dieses Unternehmensmodell gut geeignet.
- Die sogenannte Spardosen-GmbH lässt sich in zwei Varianten gründen. Entweder wird privates Vermögen in das Unternehmen eingebracht oder es wird eine Finanzholding gegründet, die Beteiligungen an Tochtergesellschaften hält.
- Eine solche Gesellschaft dient ausschließlich der Verwaltung von Vermögen. Auch wenn Tochtergesellschaften vorhanden sind, ist die vermögensverwaltende GmbH an ihren operativen Geschäften nicht beteiligt.
- Der wesentliche Nachteil einer vv GmbH besteht darin, dass Privatvermögen in Gesellschaftsvermögen umgewandelt wird – Sie handeln somit nicht mehr als Privatperson, sondern als GmbH-Gesellschafter und müssen die gesetzlichen Vorgaben für diese Unternehmensform erfüllen.
Definition der vermögensverwaltenden GmbH
Die vv GmbH ist eine spezifische Form der Vermögensverwaltung. Die Gesellschafter einer vermögensverwaltenden GmbH bringen ihr Privatvermögen teilweise oder vollständig in die Gesellschaft ein. Dabei handelt es sich meist um Immobilien oder Wertpapiere. Alternativ kann das Gesellschaftskapital auch aus direkten Beteiligungen der Gesellschafter an anderen Firmen bestehen.
Merkmale einer vv GmbH
Das wichtigste Merkmal einer vermögensverwaltenden GmbH besteht darin, dass sie kein operatives Geschäft betreibt, sondern ausschließlich der Vermögensverwaltung dient. Der Unternehmenszweck besteht folglich darin, Gewinne aus Kapitalvermögen zu erzielen. Ob das Gesellschaftskapital aus dem eingebrachten Privatvermögen der GmbH-Gesellschafter besteht oder die vv GmbH das Mutterunternehmen einer Holding ist, ist dafür unerheblich.
Die Beschränkung der Geschäftstätigkeit auf die Vermögensverwaltung ist deshalb wichtig, weil die Gesellschaft nur so die steuerlichen Vorteile einer vv GmbH nutzen kann. Sobald die Gesellschaft auch operativ tätig wird, gehen diese Vorteile verloren.
Allerdings kommen die positiven steuerlichen Effekte der vermögensverwaltenden GmbH nur dann vollständig zum Tragen, wenn auch die Gewinne langfristig im Unternehmen verbleiben. Bei Gewinnausschüttungen fallen – insbesondere dann, wenn die Gesellschaft gewerbesteuerpflichtig ist – reguläre und in der Summe hohe Steuern an.
Die vermögensverwaltende GmbH als Holding
Eine Holding ist ein Unternehmen, das Beteiligungen an mindestens einer anderen, ihr hierarchisch untergeordneten, Firma hält. Die Holding agiert als Muttergesellschaft – zwar sind die Tochtergesellschaften rechtlich eigenständige Unternehmen, stehen strategisch, finanziell und strukturell jedoch unter dem Einfluss des Mutterunternehmens.
Holdings können als operative Holding, organisatorische Holding, Managementholding oder als Finanzholding gegründet werden. Die Ausgestaltung und die Ziele der Kooperation zwischen Mutter- und Tochtergesellschaften sind dabei jeweils unterschiedlich.
Für die Gründung einer vermögensverwaltenden GmbH kann die Errichtung einer Finanzholding sinnvoll sein. Die Muttergesellschaft tritt dabei nur als Vermögensverwalterin der Unternehmensgruppe auf, nimmt jedoch keinen oder nur geringen Einfluss auf das operative Geschäft der Töchter. Wenn die Muttergesellschaft an mehreren Firmen mit einem Anteil von mindestens 10 % beteiligt ist, besteht die Möglichkeit, diese Beteiligungen zu bündeln, woraus sich steuerliche Vorteile ergeben.
Gründung einer vv GmbH zur Vermögensübertragung
Für Familien, die ihr Vermögen langfristig an ihre Nachkommen übertragen wollen, sind mit der Gründung einer vermögensverwaltenden GmbH verschiedene organisatorische, steuerliche und rechtliche Vorteile verbunden:
- Die Übertragung von Privatvermögen wird in der GmbH gebündelt. Sie erfolgt zunächst steuerneutral. Wenn später Gesellschaftsanteile an die Nachkommen übertragen werden, fällt darauf unter Anrechnung der entsprechenden Freibeträge (Kinder: 400.000 €, Enkel: 200.000 €) zwar Schenkungs- oder Erbschaftssteuer an – wenn das Gesellschaftskapital als Betriebsvermögen anerkannt ist, vermindert sich für darüber hinausgehende Beträge jedoch die Steuerlast.
- Bei einer entsprechenden Gestaltung der Gesellschaftsverträge üben Eltern oder Großeltern im Unternehmen nach wie vor Einfluss aus.
- Die vv GmbH ist wie jede andere Gesellschaft mit beschränkter Haftung eine Kapitalgesellschaft. Das Gesellschaftsvermögen ist somit vor persönlichen Haftungsrisiken der Gesellschafter geschützt.
- Die Überführung von Privatvermögen in eine vv GmbH ermöglicht eine strukturierte, schrittweise Vermögensübergabe. Hierdurch können die Unternehmensnachfolge und ein gemeinsames innerfamiliäres Vermögensmanagement erleichtert werden.
Vorteile und Nachteile von vv GmbHs
Mit der Gründung einer vermögensverwaltenden GmbH sind neben verschiedenen Vorteilen auch einige Nachteile verbunden:
Vorteile einer vermögensverwaltenden GmbH
- Steuervorteile durch die Umwandlung von Privatvermögen in Gesellschaftskapital
- Erleichterte Vermögensübertragung an Kinder oder Enkel
- Schutz vor individuellen Haftungsrisiken durch die Haftungsbeschränkung der GmbH
Nachteile einer vermögensverwaltenden GmbH
- Eine vermögensverwaltende GmbH lohnt sich erst ab einem Vermögen von mindestens 100.000 €. Die Gesellschaft muss nicht nur über das Gründungskapital von 100.000 € verfügen, sondern auch in der Lage sein, ihre laufenden Kosten langfristig zu tragen.
- Das eingebrachte Privatvermögen wird rechtlich gesehen zu Betriebsvermögen und ist nicht mehr frei verfügbar. Der Gesetzgeber sieht für Kapitalgesellschaften eine strikte Trennung von Privatvermögen und Gesellschaftsvermögen vor. Die Gesellschafter von vv GmbHs müssen sich an diese Regelungen halten, wenn sie nicht in den Verdacht nicht rechtskonformer unternehmerischer Praktiken – etwa einer verdeckten Gewinnausschüttung – geraten wollen.
- Generell gilt, dass Sie als Gesellschafter einer vv GmbH Unternehmer sind. Da eine GmbH als Kapitalgesellschaft gilt, müssen Sie ein separates Geschäftskonto führen, Beiträge an die lokale Industrie- und Handelskammer zahlen und können bestimmte Leistungen für natürliche Personen wie kostenlose Depots für private Kunden für das Unternehmen nicht in Anspruch nehmen. Hierdurch entstehen zusätzliche Kosten.
- Falls das Unternehmen in der Gründungsphase als Vorgesellschaft – GmbH in Gründung vermögensverwaltende Tätigkeiten wahrnimmt, die nicht nur der Gründungsvorbereitung dienen, fällt dafür Gewerbesteuer an. Berücksichtigen sollten Sie hier, dass zwischen der notariellen Beglaubigung des Gesellschaftervertrages und dem Gründungsabschluss durch den Handelsregistereintrag ein längerer Zeitraum liegen kann.
Steuerliche Entlastung durch eine vv GmbH
Steuerliche Vorteile sind der häufigste Grund, um eine vermögensverwaltende GmbH zu gründen. Unternehmen dieser Rechtsform unterliegen der Körperschaftssteuer, die inklusive Solidaritätszuschlag derzeit 15,83 % beträgt. Hinzu kommt gegebenenfalls die Gewerbesteuer, deren Höhe von den Hebesätzen der Gemeinden abhängt. Im Schnitt beträgt sie 14 bis 17 % des Gewerbeertrags.
Steuereinsparungen: Abgeltungssteuer, Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer
Steuereinsparungen durch eine vermögensverwaltende GmbH betreffen primär die Abgeltungssteuer aus Kapitalgeschäften und die Gewerbesteuer. Hieraus kann sich eine Verminderung der Steuerlast um bis zu 29 % ergeben. Grundsätzlich lässt sich eine vv GmbH so gestalten, dass sie nicht gewerbesteuerpflichtig ist. Über die Befreiung von der Gewerbesteuer entscheidet das Finanzamt jedoch auf individueller Basis. Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch eine Reduktion der Körperschaftssteuer möglich.
Beteiligungen und Wertpapiergeschäfte
Eine vermögensverwaltende GmbH mit Holdingstruktur erweist sich hier zumindest bei größeren Beteiligungen als besonders effektiv. Bei Gesamtbeteiligungen von mindestens 10 % kann eine Befreiung von der Körperschaftssteuer erfolgen, eine Befreiung von der Gewerbesteuer ist ab Gesamtbeteiligungen von 15 % möglich.
Für ETFs im Besitz einer vermögensverwaltenden GmbH gelten Sonderregelungen: Gewinne aus ihrer Veräußerung sind zu 80 % von der Körperschaftssteuer befreit, sodass Sie dafür nur noch einen Steuersatz von 3,15 % (plus Solidaritätszuschlag) zahlen. Bei der Gewerbesteuer beträgt die steuerliche Entlastung 40 %.
Wichtig: Eine vermögensverwaltende GmbH unterliegt auch dann der Gewerbesteuer, wenn sie ausschließlich mit Aktien, ETFs, Anleihen und anderen Wertpapieren handelt. Mit Ausnahme von ETFs sind hier keine Steuerkürzungen vorgesehen.
Vermögensverwaltende Immobilien-GmbH
Eine Sonderform der Vermögensverwaltungs-GmbH ist die vermögensverwaltende Immobilien-GmbH, aus der sich insbesondere bei ertragsstarken Immobilien gegenüber der Individualversteuerung von Einkünften aus Vermietung und Verpachtung Steuervorteile ergeben. Sie ist auch für die Übertragung von Immobilien geeignet.
Die Einkünfte einer vermögensverwaltenden Immobilien-GmbH unterliegen ebenfalls der Körperschaftssteuer. Wenn die Gesellschaft ausschließlich eigenen Grundbesitz nutzt und verwaltet, kann sie beim Finanzamt die sogenannte erweiterte Grundbesitzkürzung beantragen, sodass sie keine Gewerbesteuer zahlen muss.
Voraussetzung für dieses Steuerprivileg ist, dass eine vermögensverwaltende Immobilien-GmbH neben der Vermögensveraltung und der Betreuung von Wohngebäuden keinerlei andere Leistungen erbringt. Bereits die Überlassung von Küchen oder Mobiliar kann dazu führen, dass die Unternehmenstätigkeit als gewerblich eingestuft wird, sodass für sämtliche Erträge Gewerbesteuer anfällt.
Voraussetzung für Steuerprivilegien – Verzicht auf Gewinnausschüttung
Steuern sparen kann eine vermögensverwaltende GmbH nur dann, wenn Gewinne wieder in das Unternehmen fließen. Sobald eine Gewinnausschüttung an die Gesellschafter erfolgt, müssen diese Erträge von der GmbH mit den regulären Steuersätzen versteuert werden.
Eine vermögensverwaltende GmbH gründen
Wenn Sie eine vermögensverwaltende GmbH gründen wollen, gelten dafür die gleichen rechtlichen Regelungen wie für die Gründung jeder anderen Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Die Gründung geht in insgesamt sieben Schritten vor sich:
- Planungsphase: Festlegung der Gesellschafter, Entscheidung über die Kapitaldecke, die Gesellschaftereinlagen und gegebenenfalls darüber, ob das Unternehmen als Holding agieren soll.
- Festlegung des Firmennamens: Beispielsweise dürfen keine Namen verwendet werden, die Verwechslungsgefahr bergen oder an denen dritte Personen Rechte halten. Das Registergericht lehnt dann den Handelsregistereintrag ab, sodass Sie den Antrag darauf wiederholen müssen. Zum Teil verlangt das Registergericht bei vv GmbHs im Namen den Zusatz „Vermögensverwaltung“. Dieser Zusatz kann auch für die Befreiung des Unternehmens von der Gewerbesteuer von Bedeutung sein.
- Klärung offener Fragen: beispielsweise im Hinblick auf das Stammkapital, Stimmrechte und Gründungskosten. Als Stammkapital für die Gründung einer vv GmbH sind gesetzlich mindestens 25.000 € vorgeschrieben. Die Anteile der einzelnen Gesellschafter können dabei unterschiedlich hoch sein.
- Erstellung der Gründungsdokumente: Als Gründungsdokumente benötigen Sie einen Gesellschaftervertrag und eine Gesellschafterliste. Eine vereinfachte Gründung mit Musterprotokoll empfiehlt sich für eine vermögensverwaltende GmbH eher nicht, da hierbei kaum individuelle Vereinbarungen zwischen den Gesellschaftern getroffen werden können. Im Gesellschaftervertrag legen Sie auch die Organe der GmbH – Gesellschafterversammlung und Geschäftsführung – fest.
- Notarielle Beurkundung der Gründungsdokumente: Gesetzlich vorgeschrieben ist dafür das persönliche Erscheinen aller Gesellschafter und der Geschäftsführung beim Notar. Zum Teil ist die Beurkundung heute auch im Rahmen einer Videokonferenz möglich. Zusätzlich erstellt der Notar eine Errichtungsurkunde, in der der Verlauf der Gründung protokolliert wird.
- Eröffnung eines Geschäftskontos für die Einzahlung des Stammkapitals
- Abschluss der Gründung durch Eintragung ins Handelsregister
Nach dem Gründungsabschluss nehmen Sie eigenständig den Eintrag der Gesellschaft ins Handelsregister vor und melden das Unternehmen beim Finanzamt und gegebenenfalls beim Gewerbeamt an.
Auch vermögensverwaltende GmbHs müssen im Bundesanzeiger gelistet werden.
Alternativen zur vermögensverwaltenden GmbH
Alternativen zu einer vermögensverwaltenden GmbH können auch Unternehmen anderer Rechtsformen sein. Wenn es um die Erhaltung des Familienvermögens geht, spielen dabei die GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts), die KG (Kommanditgesellschaft) sowie die GmbH und Co. KG eine zentrale Rolle.
Für den dauerhaften Erhalt von Familienvermögen ist auch die Gründung einer Familienstiftung möglich. Hieraus ergeben sich ebenfalls erhebliche Vorteile im Hinblick auf Vermögensschutz und Steuern.
Fazit
Die vermögensverwaltende GmbH (vv GmbH) bietet vermögenden Personen steuerliche Vorteile und Schutz vor Haftungsrisiken, eignet sich zur langfristigen Vermögensübertragung und kann als Finanzholding agieren. Nachteile sind die Umwandlung von Privat- in Betriebsvermögen und die damit verbundenen rechtlichen Anforderungen.
Alles in allem ist die Gründung einer solchen Organisation eine komplexe Aufgabe, bei der Sie sich unbedingt durch Experten beraten lassen sollten.
Häufig gestellte Fragen – FAQ
Eine vermögensverwaltende GmbH lohnt sich meist erst ab einem Vermögen von 100.000 €. Ausschlaggebend ist dafür Ihr persönlicher Steuersatz. Die Kosten für das Unternehmen sollten die damit erzielten Steuervorteile nicht übersteigen.
Wirksam werden die meisten steuerlichen Vergünstigungen durch eine Vermögensverwaltungs-GmbH nur dann, wenn Gewinne wieder in das Unternehmen investiert und nicht an die Gesellschafter ausgeschüttet werden.
Sofern Sie über ein entsprechend hohes Vermögen verfügen, sollten Sie die Gründung einer vermögensverwaltenden GmbH so früh wie möglich in Erwägung ziehen, um Ihren Vermögensaufbau zu optimieren. Zwar erhebt Deutschland auf bestehendes Vermögen derzeit nur in begrenztem Umfang Steuern, jedoch zahlen Sie auf laufende Einkünfte gegebenenfalls hohe Steuern. Ihre individuelle steuerliche Belastung können Sie durch eine vermögensverwaltende GmbH primär im Hinblick auf die Abgeltungssteuer für Kapitalerträge reduzieren sowie – durch eine vermögensverwaltende Immobilien-GmbH – für Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung reduzieren. Zudem zahlt eine vermögensverwaltende GmbH geringere Steuern als ein operativ tätiges Unternehmen.
Bevor Sie sich dafür entscheiden, eine vermögensverwaltende GmbH zu gründen, sollten Sie sich mit den folgenden Fragen auseinandersetzen:
- Wie setzt sich mein Vermögen aktuell zusammen?
- Wie viel Einkommenssteuer zahle ich aktuell und in Zukunft?
- Wie ändert sich die Steuerbelastung, wenn ich mein Vermögen in eine vv GmbH einbringe?
- Soll das Vermögen komplett im Familienbesitz bleiben oder sollen Vermögensanteile – etwa Immobilien – veräußert werden?
- Wie wahrscheinlich ist es, dass Vermögensumschichtungen nötig werden?
- Sind Sie auf eine regelmäßige Gewinnausschüttung angewiesen oder ist es möglich, Gewinne langfristig in das Unternehmen zu investieren?